Pfingsten an der Gedenkstätte

Auch Pfingsten waren wir wieder an der Gedenkstätte.
Geplant war diesmal die gegenüberliegende Seite der provisorischen Gedenkstätte zu reinigen.
Dort war mittlerweile der Rasen so hoch gewachsen das die dort abgelegten Steine kaum mehr zu sehen waren.
Also haben wir uns entschlossen das ganze Mal in Angriff zu nehmen.
Allerdings waren wir uns hinterher einig eine solche Aktion nicht noch einmal bei solchen Wetter durch zu führen.
Ich entschließe mich schon etwas früher hinzufahren um in Ruhe anzufangen.
Gerade angekommen, erscheint schon die erste Familie die sich den Ort nachdenklich anschaut.
Nach kurzer Zeit kommen sie auf mich zu und wir sind schnell im Gespräch.
Auch sie sind froh das es immer noch Menschen gibt die sich vor Ort kümmern.
Es darf nicht vergessen werden sind sie sich einig.
Es wird nicht das letzte Gespräch heute bleiben.
Mit an die Hitze angepasster Schnelligkeit beginne ich die ersten Platten zu entfernen.
Es wird gleich damit begonnen auszusortieren.
Auf manchen Platten ist durch Sonne und Regen leider nichts mehr von der Schrift zu erkennen. Sie kommen später zur Seite um neu beschriftet zu werden.
Ein junges Pärchen aus Oldenburg ist auf Besuch in Oberhausen und schaut sich den Ort der Katastrophe an.
Auch hier führen wir ein längeres Gespräch.
Obwohl das Unglück schon fast zwei Jahre her ist kommen immer wieder Menschen zur Gedenkstätte und an einem solchen Tag sind es viele.
Ein stetiges kommen und gehen.
Auffallend das die Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet kommen.
Man sieht Nummernschilder aus Trier, Frankfurt, Oldenburg, Freiburg und vielen anderen Städten.
Nachdem ein Teil der Platten und Steine von der Fläche entfernt ist, stößt auch Jörn dazu.
Zu Zweit geht es doch besser.
Schnell sind wir uns aber einig das der der die Idee hatte das heute bei der Hitze vor Ort zu machen nicht mehr unser Freund ist.
Wir haben uns aber bisher nicht einigen können wer von uns beiden die Idee nun wirklich hatte.
Alle Platten sind entfernt. Jörn und Lena haben in gemeinschaftlicher Handarbeit die Fläche um das Kreuz von Unkraut befreit.
Nun kann endlich der Kantenschneider zum Einsatz kommen.
Jörn braucht schlappe 15Minuten um die Fläche zu mähen.
Für die Vorarbeiten benötigten wir knappe 2,5 Stunden.
Bei der Hitze waren es aber gefühlte 10 Stunden.
Aber immer wieder eingelegte Pausen und viel Trinken ließen es erträglich werden.
Anschließend werden die beschrifteten Platten wieder ausgelegt.
Man nimmt sich die Zeit sie zu Lesen.
Auch hier erkennt man schnell woher der eine oder andere Besucher der Gedenkstätte kommt.
Es kommen auch viele aus dem Ausland hierher.
Nachdem die Seite fertig ist werden an der provisorischen Gedenkstätte die üblichen Arbeiten erledigt. Kerzen gewechselt, verwelkte Blumen aussortiert, Blumen und Pflanzen gegossen und angefallener Müll entsorgt.
Immer wieder unterbrechen Gespräche mit Besuchern der Gedenkstätte unsere Aktivitäten. Beeindruckend war zum Abschluss ein Gespräch mit einer Familie aus Frankfurt dessen Sohn unbedingt dort hin wollte.
Wir erzählen ihm vom Tag der Katastrophe, gehen aber nicht ins Detail.
Er stellt viele Fragen die wir bereitwillig mit Zustimmung der Eltern auch beantworten.
Ihnen ist es wichtig dass er etwas mitnimmt von diesem Ort.
Wir erzählen auch wer die Basis für die provisorische Gedenkstätte gelegt hat.
Fragen über den ehemaligen OBs werden beantwortet und wie wichtig das gelingen für die Stadt war.
Das wir uns am 12.Februar ein wenig Stolz und Ehre zurück geholt haben die uns Sauerland mit seinem Verhalten genommen hat.
Am Ende des Gespräches beschriftet der Junge zusammen mit seinen Eltern noch einen Stein zum Gedenken an die Opfer.
Wir verabschieden uns voneinander und sie bedanken sich dafür dass wir Ihre Fragen beantwortet haben.
Was heute bei vielen Gesprächen aufgefallen ist war die Frage ob wir von einem Verein oder der Stadt unterstützt oder gar bezahlt werden.
Ersteres müssen wir leider verneinen, letzteres würden wir auch ablehnen.
Für den Schmunzler des Tages sorgte die Tochter von Jörn.
Johann wollte heute zur Gedenkstätte kommen hatte aber vergessen das er ja zum Jazzfestival nach Moers wollte.
Als wir ihn versuchten zu erreichen und er nicht ans Handy ging sagte sie ganz trocken.
„Der liegt bestimmt im Bett und schläft, schnarcht ganz laut und ist voller Freude.“

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