Als am 5.September 2010 an der Unglücksstelle der Loveparade 2010 von Kornelia Hendrix und Willi Valentin eine provisorische Gedenkstätte für die Opfer eingerichtet worden ist, hätte wohl kaum einer Gedacht, dass es ein so weiter, langer und manchmal schmerzvoller Weg werden würde, bis es zu einer endgültigen Gedenkstätte kommen wird.
Nun ist es endlich soweit, ein weiterer wichtiger Schritt ist gemacht und so müssen/können wir Abschied nehmen von einem Provisorium. Einem Provisorium das wir mittlerweile fast 2,5 Jahren begleitet haben. Wir alle wussten dass dieser Tag irgendwann kommen würde, doch wirklich darauf einstellen kann man sich nicht darauf. Man versucht es zu verdrängen, vor sich herzuschieben. Daher war es heute nicht nur Fleißarbeit die da vollbracht werden musste, sondern eine mit vielen Emotionen der Beteiligten. Ich selbst bin um 10.00Uhr schon vor Ort. Noch einmal um Fotos zu machen aber vor allem um noch mal alleine zu sein mit dem Provisorium. Ganz alleine bin ich allerdings nicht. Ein Chinesischer Landsmann stellt noch einmal Kerzen auf. Vorsichtig kläre ich ihn über das auf was gleich hier passieren wird. Er versteht es und schaut noch einmal mit einer Träne im Auge auf die Gedenkstätte. Es wird nicht die letzte sein die heute ihren Weg nimmt. Nach und nach treffen auch weitere Protagonisten auf.
Als erstes trifft ein Paar ein, das Seelsorgerisch tätig ist, und uns in dieser Zeit vertraute Freunde wurden. Beide kamen immer wieder zum Ort und führten Gespräche, nicht nur mit uns. Die Begrüßungen häufen sich nun, weitere Helfer und Helferinnen treffen ein. Jeder versucht sich so locker wie möglich zu geben, doch wir alle wissen wie dem anderen heute zumute ist. Allen voran den sogenannten Pionieren dieses Provisorium und so kommen zwei dann auch fast zum Schluss, Anita und Johann. Johann der auch heute noch für uns alle der heimliche Held der Gedenkstätte ist und es auch bleiben wird. Eine Institution deren Leistung nicht hoch genug anzurechnen ist und der mir schon im vorigen Jahr ein Extra Bericht wert war. Wir alle haben hier viele kommen sehen, vor allem wenn um die Jahrestage auch entsprechende Medienpräsenz vor Ort war. Ebenso viele haben wir auch wieder gehen sehen wenn sie merkten das dort nicht irgendwelcher Ruhm oder ähnliches zu ernten war sondern hauptsächlich schmutzige Finger. Bei Wind und Wetter, Sonne oder Regen, Schnee und Eis, egal wir waren dort um nach dem rechten zu sehen, Kerzen zu entzünden oder Müll zu entsorgen. Vergessen darf dabei auch nicht die Grundsteinlegerin, Kornelia Hendrix, ohne sie wäre an diesem Ort vielleicht nie etwas entstanden. Als gegen elf Uhr so ziemlich alle anwesend waren, haben wir mit dem abräumen begonnen. Schon beim ersten entfernen von einzelnen Stücken übermannte den einen oder anderen seine Emotionen. Egal wer es war, seiner Tränen hat sich keiner geschämt. Manch einer nahm sich eine Auszeit, setzte sich etwas von der Gruppe ab. Schaute weg, versteckte sich hinter den Fahrzeugen ganz für sich allein. Momente die man mit sich selber ausmacht. Nach und nach verschwanden nun sorgsam die einzelnen Stücke der Trauer und der Erinnerung in Kisten und Eimern. Es war egal was vor Ort lag, wie klein oder wie groß es auch war, überall hängen Emotionen dran die wie respektiert haben. Nach Geschmäckern haben wir hier nie gefragt es ging immer nur um die emotionale Trauer der Menschen wie auch immer sie sich ausdrückte. Das Strake-Schild sowie das große Kreuz werden so gut es geht wieder restauriert und werden ebenso wieder zurückkehren wie die anderen Trauergaben.
Am Ende eines langen Tages, sah die Gedenkstätte wieder so aus wie zu ihrer Grundsteinlegung. Ein paar Blumen, ein paar Kerzen. Ansonsten so nackt und kalt wie damals. Mit dem Wissen das es nur eine Übergangszeit ist lässt der Anblick sich ertragen, wenn auch schweren Herzens. Wir alle haben heute Abschied genommen von diesem Provisorium. Es war kein leichter. Es ist ein Abschnitt unseres Lebens. Wenn man zurück blickt auf diese Zeit fallen einem sicherlich nicht nur positive Dinge ein die auf diesem Weg lagen. All das haben wir „ertragen“ und über uns ergehen lassen. Manchmal mit Trotz, manchmal mit Gleichmut. Du warst vielen Menschen einen Hilfe mit dem erlebten klar zu kommen, warst Anlaufpunkt und allen Trostspender.
Wir sagen Danke, Provisorische Gedenkstätte und zum Abschied leise Adieu.