Am Samstag, den 5. Januar 2013, trafen sich der Investor Kurt Krieger, der Oberbürgermeister Sören Link und Carsten Tum von Seiten der Stadt Duisburg und Vertreter der Angehörigen, der BI Gegen das Vergessen und des Vereins Loveparade Selbsthilfe e.V. zu weiteren Gesprächen über die Gedenkstätte.
So dachte man zumindest.
Doch was dort war, kann man nicht wirklich ein Gespräch nennen. Es machte eher den Eindruck, dass hier die Betroffenen und Angehörigen vor vollendete Tatsachen gestellt werden sollten, ohne auch nur ansatzweise noch Verhandlungen führen zu wollen.
Der Eindruck wird dadurch verstärkt, dass Krieger über die Hellmich Group bereits seit Anfang Dezember Angebote für den Bau der Gedenkstätte einholen lässt.
Auch was im Artikel der WAZ kommuniziert wurde, ist in vielen Teilen falsch wiedergegeben worden.
Sicherlich kein Fehler der Zeitung.
Herrn Krieger soll der Bau der Gedenkstätte angeblich Millionen kosten.
Das ist so nicht ganz richtig, um es genau zu sagen, es ist vollkommen falsch. Die Angehörigen wollen gar nicht, dass Krieger die Gedenkstätte bezahlt und haben namhafte Duisburger Firmen angesprochen, die bereit wären die Kosten für eine Gedenkstätte zu übernehmen.
Krieger würde also keinen Cent bezahlen müssen.
Dazu kommt, dass für das Anlegen der Gedenkstätte seitens der Stadt Duisburg Möbel Höffner das Führen eines größeren Randsortiments bewilligt wurde.
Er bekommt anstatt der üblichen 10%, doppelt soviel, nämlich 20%.
Allein dadurch hätte er die Kosten recht schnell wieder erwirtschaftet.
Wobei gleichzeitig der Handel in der Innenstadt leiden müsste.
Die Erhöhung des Randsortiments hat Krieger eigentlich nur bekommen, weil er den im Februar 2012 gefundenen Kompromiss zur Gestaltung der Gedenkstätte einseitig aufgekündigt hat.
Sowas kann man auch Blutgeld nennen.
Dass es nie wirklich Verhandlungen zwischen Betroffenen/Angehörigen einerseits und Kurt Krieger andererseits gab, wurde am Samstag auch deutlich.
In zweieinhalb Jahren gab es gerade mal drei Treffen.
Der einzige gefundene Kompromiss wurde von Krieger selbst aufgekündigt.
Ziel: die Erhöhung des Randsortiments.
Selbst wenn Gestaltungvorschläge von den Betroffenen/Angehörigen kamen, hat Krieger diese nur selten auch so übernommen.
Selbst wenn es zugesagt worden ist. Sein großzügiges Angebot, die Kosten für die Gedenkstätte zu übernehmen, kann daher nur sein ,die Gestaltung auch in seinem Sinne zu leiten.
Nach dem Ratsbeschluss im Juli 2012 sollte die Gedenkstätte am Eingang 8,00 Meter betragen, zur Mitte hin 13,00 Meter.
Damit hätten sich alle zufrieden gegeben.
Doch Krieger änderte mal wieder ohne Rücksprache die Pläne:
6,30 Meter sollten es auf einmal nur noch sein, dazu eine Stütze genau an die Stelle, wo die meisten Menschen ums Leben gekommen sind.
Unterstützt wurde er dabei von der Stadt Duisburg, die sich darüber womöglich wundert, wenn dieses Prozedere von Betroffenen mit „Geschmacklos und unsensibel“ kommentiert wird.
Aber nichts anderes ist es.
Vom Stellwerkhäuschen hatte man sich schon früher verabschiedet, da man als Gegenleistung eine Silhouette aus Stahl an seiner Stelle bekommen sollte.
Auch diese wurde ohne jegliche Begründung gestrichen.
Einer der beiden Punkte, die eigentlich noch offen sind. Warum diese nun doch nicht mehr gebaut werden wird, wollte Krieger anscheinend Samstag nicht mehr sagen.
Stattdessen hebt Krieger stolz seinen bereits gekauften Lebensbaum in den Vordergrund.
Keiner hat etwas gegen diesen Lebensbaum und man sieht ihn auch als positives Zeichen.
Aber er kann keinen Ersatz für das Stellwerkhäuschen darstellen.
So gut er auch gemeint ist!
Desweiteren geht es nur noch um einen Meter.
Einen einzigen Meter.
Warum der so wichtig ist, lässt sich schnell erklären.
Abgesehen davon, dass selbst acht Meter für die Traumatisierten schon schwer zu ertragen sein werden, zumal sich dann auch eine fast 8 Meter hohe Wand aufbaut, sind die Sterbeorte der Opfer.
Auf 7,60 Meter lag das am weitesten gelegene Opfer.
Diese Stelle würde mit den von Krieger angebotenen 7,00 Meter zubetoniert werden und somit das Kind zum zweiten Mal begraben.
Diesmal unter Beton.
Den Eltern wurde schon das Kind genommen, will man ihnen auch noch diesen Ort nehmen?
Wer kann das mit seinem Gewissen vereinbaren?
Das Verschieben der Wand würde nicht dazu führen, dass der oben langführende Radweg unterbaut werden müsste.
Es war angedacht durch eine Unterbauung des Radweges weiteren zusätzlichen Raum zu schaffen.
Mehr nicht.
Zwei völlig voneinander unabhängige Dinge also.
Kritk ja, aber keine Beleidigungen
Kurt Krieger wurde auch an diesem Tag von niemandem beleidigt.
Kritik ist gefallen, sicherlich, aber beleidigt hat ihn niemand.
Sein Verhalten und sein Auftreten waren allerdings undiskutabel.
„ Es ist nicht ihre Gedenkstätte, sondern unsere (Krieger/Metz) Gedenkstätte“
Manche mögen sagen, der Vorschlag sei akzeptabel.
Aber wäre er für sie auch dann noch akzeptabel, wenn die Sterbeorte ihrer eigenen Kinder zubetoniert werden würden?
Manche werden sagen, es gehe doch nur noch um Zentimeter.
Viele Opfer wären vielleicht noch am Leben, wenn sie am Tag der Katastrophe ein paar Zentimeter mehr gehabt hätten.
Wenn Hannelore Kraft in ihrer Trauerrede vorgibt, dass der Mensch dem Profit voranzustellen sei, dann ist die Unfallstelle der Ort, an dem man dieses Prinzip am ehesten umsetzen sollte.
Wenn nicht da, wo dann?
Wenn nicht wir, wer dann?
Hinterbliebene und Traumatisierte werden diesen Ort noch ca. 15 bis 20 Jahre zur Verarbeitung der Erlebnisse des 24. Juli 2010 benötigen.
Sie benötigen eine Gedenkstätte für die Opfer der Loveparade 2010 und kein Krieger-Denkmal
Hier noch ein weiterer Lesenswerter Artikel von Jason Ahldag.