Brief vom Sohn an den Vater

Ich bin vor fast 48 Jahre is Jena geboren, Ich habe heine Kindheit an der Sasle verbracht. Gerne wäre ich nach Jena zurück gekehrt, aber beruflich hat sich dies für unsere Familie leider nichtergeben.

Ich bin auch Bundesbürger der BRD und Europäer bleibe doch Thüringer. Ein Ostdeutscher, der stolz darauf ist, dass meine beiden Eltern studieren und akademische Karrieren machen konnten. Niemand muss sich heute schämen, dass Eltern oder Großeltern politisch in früheren Systemen aktiv waren. Wir brauchen aber keine Stolz auf das Dritte Reich oder die NSDAP und SS. Ich bin glücklich mit der Erinnerung an meinen Kindergarten und meine Schulzeit in Osten und in den Wendejahren. Ich verteidige Thüringen und Thüringer Befindlichkeiten, wo immer ich kann.

Seit 1990 habe ich selbst viele verschiedene Partei- en gewählt und ich verstehe demokratische Wahlen als Möglichkeit, Veränderung anzumahnen. Als Thüringer und mit dem Blick von außen sorge ich mich um Deine und die Wahl vieler Thüringer.

Ich habe in den 90er Jahren in Jena erlebt, wie wir Schüler aus der Innenstadt von Neonazis durch Lobeda gejagt wurde. Wir hatten das Gefühl, das sei normal. Erst später haben wir gesehen, dass mit dem NSU aus diesen Bewegungen Gewalt und Mord entstehen kann.

Ich höre jetzt im Thüringer Wahlkampf Reden von Herrn Höcke und lese mit Unverständnis die Inhalte des Wahlprogramms der AfD. Diese Partei kannst Du nicht wählen, diese Thesen und Inhalte können wir Thüringer nicht wollen.

In meinem Thüringen wurde keine Wahl auf Druck von oben rückgängig gemacht niemand hatte 2020 mit der Wahl eines Ministerpräsidenten der FDP gerechnet und es war eine menschliche Schwäche, dass die Verantwortlichen dies erst verspätet selbst erkannten.

Jeder darf seine Meinung sagen, aber pauschale Urteile und Andeutungen eines angeblichen failed state Thüringen oder eines Muttersprachaustauschs in der Schule entsprechen nicht dem Thüringer Alltag. Migration ist ein wichtiges Thema, notwendige Verbesserung und Steuerung und auch Rückführung von Migranten muss organisiert werden. Das Recht auf Heimat für Deine Enkelinnen ist nicht bedroht, die Heimat Deiner Enkel ist und bleibt europäisch.

Leider sind Deine Enkel vor allen durch eine deutsche Bevölkerungsentwicklung bedroht, die es für sie im Alter erschweren wird. Familie ist uns wichtig und ich wünsche mir mehr Familienförderung aber kein Völkisches Familienbild.

Lieber Vater, Du bist stolz auf Deine Frau und ich auf meine Mutter, deren Studium gleich gefördert wurde und die mit Familie beruflich erfolgreich sein konnte in einer gleichbechtigten Gesellschaft. Als Jenenser sind wir mit Zeiss und dem Weltruhm der Jenaer Optik aufgewachsen. Wir brauchen keine Angst vor Globalisierung und Europäischer Gemeinschaft zu haben.

Sicherheit ist wichtig, wenn aber mit Neonazi-Auf- märschen vor Linksextremen Terror gewarnt wird, bin ich besorgt. Schulbildung ist wichtig, Sprachbildung Voraussetzung. Deine Enkel können jederzeit mit Freude ein Gedicht rezitieren, wie Du weißt. Dafür brauchen wir kein võlkisches Wahlprogramm. „Schwerter zu Pflugscharen“ war unser Leitspruch. Ein entschärftes Waffenrecht brauchen wir nicht und keine Waffen sind der beste Schutz vor Gewalt und Amokläufen wie am Erfurter Gymnasium.

Herr Höcke ist nicht von hier und es fehlte nichts, wäre er nicht nach Thüringen migriert. Er ist ein westdeutscher Erklärer, dessen Rede selbstverliebt und düster erscheint. Sein propagiertes Familienbild ist altbacken und unostdeutsch.

Ich, Du, wir brauchen keine Partei, die fehlende Programminhalte mit historischen Heimatversen verdeckt und deren Akteure so gedichts- und geschichtsvergessen sind.

Liebe Thüringerinnen, wählt für Euer wunderbares Land als Teil einer deutschen und europäischen Gemeinschaft.



Lieber Vater, wähle frei, aber wähle auch für mich und Deine Familie.
Dein Sohn

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